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Zürich, 20. November 2017: Die Meldung über einen vorteilhaften Operationsbeginn am Nachmittag bei Herzoperationen könnte so interpretiert werden, dass generell ein späterer Operationsbeginn im Tagesverlauf Vorteile hätte. Die Auswertung der AQC-Datenbank mit ihren 1.5 Millionen Datensätzen bestätigt diese Aussage nicht.
In den letzten Wochen machte eine Untersuchung Schlagzeilen, in welcher aufgezeigt wurde, dass die Durchführung von Herzoperationen am Nachmittag vorteilhaft ist. Die AQC-Datenbank (AQC  Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie, www.aqc.ch) mit ihren 1.5 Millionen Datensätzen wurde daraufhin untersucht, ob sich dieses Resultat auch auf allgemeinchirurgische Operationen verallgemeinern lässt.
Untersucht wurden 507‘287 Eingriffe der Jahre 2012 bis 2016. Da die Angabe des Operationsbeginns bei der AQC-Erhebung fakultativ ist, war diese Information lediglich bei 163‘634 Eingriffen vorhanden. Davon wurden 88‘139 elektive stationäre Eingriffe ausgewählt, also nicht etwa notfallmässige oder ambulante, sondern geplante Eingriffe mit Übernachtung im Spital.
Weiter wurden die Chef-, Beleg- und Assistenzärzte als Operateure sowie Ausbildungseingriffe ausgeklammert, um möglichst homogene Eingriffe zu haben und es blieben 27‘389 Eingriffe. Die Rate aller Komplikationen verteilt sich über den Tagesverlauf von 7 Uhr bis 17 Uhr wie folgt:

AQC-Analyse: Allgemeine Komplikationsraten 2012-2016

Die rote Linie signalisiert die durchschnittliche Komplikationsrate von 10{69d3b7aa093b99b87ad87f9752f55fa45a2d72320b2e8f74e1cfcbac989c0c13}. Diese fasst fallbezogene (also operationsunabhängige), intraoperative (also während der Operation aufgetretene) und postoperative (also bis 30 Tage nach der Operation festgestellte) Komplikationen zusammen. Bei einer von 10 Operationen trat eine Komplikation auf. Eine Komplikation ist nicht etwa mit einem Fehler der Operierenden und Pflegenden gleichzusetzen. Unser Körper ist kein technisches Objekt, sondern ein lebendiges System, welches sich z.B. auch in Abhängigkeit von seinem Grundzustand unterschiedlich zum Idealverlauf verhalten kann.
Die Overall-Komplikationsrate steigt im Gegensatz zur Studie zu Herzoperationen bei den mehrheitlich allgemeinchirurgischen Operationen der AQC-Datenbank über den Tag eher an. Dies kann vielfältige Gründe haben. Zum Beispiel können der Biorhythmus des Patienten, die Operations-Dringlichkeit («Es muss heute noch gemacht werden»), eine allfällige Müdigkeit des Operations-Teams oder Anderes hierfür ursächlich sein. Den Ursachen, wie auch dem Langzeitverlauf oder der Operationsqualität müsste gesondert nachgegangen werden. Aber es kann aus den AQC-Daten geschlossen werden, dass allgemeinchirurgische Operationen welche am Nachmittag durchgeführt werden, für die Patientin bzw. den Patienten keine grundsätzlichen Vorteile haben. Diese Erkenntnis deckt sich nicht mit den Ergebnissen aus der Herzchirurgie.