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Patienten schätzen es, wenn Daten zur Lebensqualität nach chirurgischen Eingriffen erhoben werden. Dies geschieht in Schweizer Kliniken aber noch zu selten.

– Von Dominik Straumann und Luzi Rageth

In der Ergebnisforschung spielen patientenberichtete Fragebögen zur Lebensqualität eine immer wichtigere Rolle. Zunehmend werden in klinischen Studien, Beobachtungsstudien sowie in Registern Daten über die Lebensqualität verwendet, die von den Patienten selber stammen. Diese Daten erlauben therapieübergreifende Vergleiche und werden in einigen Ländern für Rückvergütungsentscheide einbezogen.

Aus dem international am häufigsten angewendeten Fragebogen EQ-5D können folgende Erkenntnisse generiert werden:

  • Gesundheitsprofil aus fünf Dimensionen (Mobilität, Selbstversorgung, Schmerz, Angst, alltägliche Tätigkeiten wie Hausarbeit)
  • Personenbezogener Gesundheitszustand mit visueller Analogskala (von 0=sehr schlecht bis 100=sehr gut)
  • Populationsbezogener Nutzwert zwischen 0,0 und 1,0 (1,0=bester Gesundheitszustand) berechnet mit einem Länderwerteset des Gesundheitsprofils, für die Schweiz mit dem EU-Länderwerteset, da ein solcher Massstab hier noch fehlt.

Qualitätssicherung in der Chirurgie
Die Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie (AQC) betreibt als Zusammenschluss von Chef- und Belegärzten seit 1995 eine umfassende Qualitätsdokumentation und erhebt prospektive Daten zu OP und Behandlungsergebnissen. Der EQ-5D-Fragebogen wird seit 2009 via fmCh-PublicDatabase erhoben: Dort kann ein Patient seine Lebensqualität vor und nach der Operation bewerten sowie nach Spitalaustritt klinische Daten wie Hauptdiagnose und Komplikationen verifizieren. Ziel ist es, vertrauenswürdige medizinische Qualitätssicherungsdaten zu erfassen und auszuweisen.

Erste Resultate
Diese Daten wurden nun in einer MPH-Diplomarbeit erstmalig ausgewertet. Nach den 2081 in der Masterarbeit untersuchten OP litten Männer signifikant weniger an Schmerz und Angst als Frauen. Mit steigendem Alter wurden in allen fünf Lebensbereichen (Dimensionen) vermehrt Einschränkungen angegeben, wobei die 40-50-jährigen Patienten relativ selten von Beschwerden betroffen waren. Auch nach Berücksichtigung  diagnostischer und klinischer Faktoren war die wahrgenommene Lebensqualität bei Frauen signifikant tiefer als bei Männern. Bei Patienten mit halbprivater Versicherung war sie signifikant höher als bei allgemein- oder privatversicherten. Je länger der Spitalaufenthalt dauerte, desto schlechter war die angegebene Lebensqualität.

Einfach verständlicher Fragebogen
Der EQ-5D-Fragebogen kann von Patienten innerhalb von fünf Minuten ausgefüllt werden. Ärzte, Pflege- oder Administrationspersonal werden aber wegen seiner Kürze leicht dazu verleitet, den gut validierten Fragebogen zu unterschätzen. Sie sollten daher entsprechend geschult werden. Für die Vergleichbarkeit müssen Lebensqualitätsdaten sowohl präoperativ als auch postoperativ mit genügendem zeitlichem Abstand zur Operation, beispielsweise ein Jahr danach, erhoben werden.

Positives Patientenfeedback
Die Patienten empfinden die Befragung als Wertschätzung. Auch von den Ärzten wird Lebensqualität und Chirurgie das positive Patientenfeedback sehr geschätzt. Noch machen aber zu wenige Kliniken bei der Erhebung mit. Daher reicht der EQ-5D-atenbestand leider zurzeit für differenzierte statistische Auswertungen noch nicht aus. Es ist zu hoffen, dass in den kommenden Jahren hierzulande die Lebensqualität vermehrt erfasst wird.

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Link zur Masterarbeit