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Am 9. November fand im Universitätsspital Zürich mit erneuter Rekord-Beteiligung die alljährige Herbst-Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie (AQC) statt. Dieses Jahr stand das Thema “Under- und Overuse: Wie damit umgehen?“ im Mittelpunkt. Interaktiv unterstützt durch das abstimmende Auditorium kristallisierte sich nach kontroverser Diskussion der verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens heraus: Am Overuse sind alle schuld.

Die mittlerweile 21-jährige AQC (Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie) hat auch dieses Jahr eine interessante AQC-Tagung mit kontroversen Diskussionen veranstaltet. Im Mittelpunkt der mit rund 200 Teilnehmern sehr gut besuchten Tagung stand das Thema “Under- und Overuse: Wie damit umgehen?“. Hierzu wurden verschiedene Akteure des Gesundheitswesens eingeladen, jeweils eine Pro- bzw. Contra-Position darüber einzunehmen, wer Schuld am Overuse hat. Im einleitenden Referat stellte Prof. Dr. med. David Klemperer (Ostbayrische Technische Hochschule Regensburg) fest, dass die Übertherapierung, der sogenannte Overuse zwar als Thema in der heutigen Gesellschaft immer mehr an Relevanz gewinnt, in Fachkreisen aber weiterhin mehr oder minder “totgeschwiegen“ wird. Nach einleitenden Beispielen wurden tiefverankerte Denkmuster, wie “behandeln ist besser als nicht behandeln“ oder “mehr ist besser als weniger“, in der Gesellschaft, bei den Ärzten aber auch bei den Patienten selbst als Grund für den Overuse angeführt.

Im Anschluss an das einleitende Referat konnten verschiedene Akteure des Gesundheitswesens ihre Pro- bzw. Contra-Positionen anführen, warum gerade der von ihnen thematissierte Bereich schuldig bzw. nicht schuldig am Overuse ist. Thematisiert wurden die Krankenkassen (Pro Schuld der Krankenkassen am Overuse: Bea Heim, Nationalrätin. Contra: Markus Gnägi, Santésuisse), der Staat bzw. Bund und Kantone (Pro: Florian Mitscherlich, fmCh Tarifunion. Contra: Michael Jordi, GDK), die Qualitätssicherung (Pro: Dr. Josef E. Brandenberg, fmCh. Contra: Prof. Dr. h.c. Max Aebi, T-Stiftung), Pharma und Medtech-Industrie (Pro: Urs P. Gasche, Infosperber. Contra: Fabian Stadler, Fasmed), Spitäler (Pro: Dr. Philippe Luchsinger, Hausärzte Schweiz. Contra: Thomas Straubhaar, Direktor Klinik Lengg Zürich), Ärzte (Pro: Prof. Dr. Stefan Felder, Swiss Medical Board. Contra: Dr. Christoph Bosshard, FMH) und auch die Patienten (Pro: PD Dr. Stefan Breitenstein, Qualitätssicherung SGC. Contra: Erika Ziltener, Patientenstelle). Die jeweils 10 Minuten andauernden Referate, mit anschliessender Live-Abstimmung durch das Publikum, ob der gerade thematisierte Bereich des Gesundheitswesens für den Overuse verantwortlich gemacht werden kann, waren interessant und an den Abstimmungen wurde durch das Publikum aktiv teilgenommen. Moderiert wurde die Diskussion durch Dr. Markus Trutmann, Generalsekretär der fmCh.

Die Resultate der Abstimmungen legen nahe, dass alle Bereiche und Akteure des Gesundheitswesens eine Schuld am medizinischen Overuse trifft. Es gilt deswegen für alle, aktiv dem Overuse entgegenzutreten und jeweils zu reflektieren, ob die Operation, die neue Therapie oder das neue Medikament wirklich den von Prof. Klemperer geforderten Mehrwert bietet und ob der Mehraufwand und auch die möglichen Negativ-Folgen gerechtfertigt sind. Mit der aus der AQC und somit aus der Ärzteschaft heraus entstehenden, neutralen Zweitmeinungsplattform OPcheck (www.opcheck.ch) wurde durch die AQC selbst eine erste Massnahme vorgestellt, wie dem Overuse vernünftig entgegengewirkt werden kann. Es steht zu hoffen, dass auch die anderen Akteure des Gesundheitswesens intelligente Massnahmen zur Verhinderung von Overuse entwickeln.

Ergebnis Abstimmung «Schuld an Overuse», AQC-Tagung 2016

Über die AQC Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie
Die AQC ist ein Zusammenschluss von Chef- und Belegärzten mit dem Zweck, gemeinsame Statistiken über Fälle und Eingriffe zu erstellen und diese dank Vergleich untereinander zur Qualitätssicherung und Erkennung der eigenen Stärken zu nutzen. Die AQC wurde 1995 gegründet. Ihre Datenbank umfasst mehr als 1 Million Fälle einer breiten Teilnehmerschaft, auch von Privatkliniken und Belegärzten in allen Landesteilen. Die besondere Stärke der AQC-Datenbank ist die Möglichkeit der teilnehmenden Kliniken und Ärzte zur Selbstanalyse der eigenen Stärken und Schwächen. Die AQC ist seit 2006 ISO-zertifiziert seit 2006 und in Abstimmung mit dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten.

Über die Adjumed Services AG
Die Adjumed Services AG in Zürich verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Dateneingabe, Datenhaltung und Datenanalytik und konsolidiert mittlerweile Daten von über 90 Prozent aller Schweizer Kliniken. Unter anderem betreut Adjumed die mehr als 1 Million Fälle der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie (AQC) und betreibt hierfür die komplette Eingabe-, (online-) Schnittstellen-, Berechnungs-, Prüfungs-, Auswertungs- und Ausgabelogistik. Adjumed bietet individuelle Lösungen für sämtliche Anforderungen medizinischer Register inklusive des Patienteneinbezugs. Adjumed stellt hierzu eine leistungsfähige Plattform zur Verfügung und kümmert sich um die komplette Systemtechnik. Derzeit nutzen rund 15 Register im In- und Ausland die Adjumed-Technologie.

Über die neutrale Zweitmeinungsplattform OPcheck
Die neutrale Zweitmeinungsplattform OPcheck bietet Zweitmeinungen zu bevorstehenden medizinischen Eingriffen und Therapien an. Neutral bedeutet, dass sich die Zweitmeinungsärztinnen und -ärzte verpflichten, die Patientin bzw. den Patienten nicht selber behandeln zu wollen. Die Zweitmeinungen werden ausschliesslich im persönlichen Gespräch der Patientin bzw. des Patienten mit der Fachärztin bzw. dem Facharzt abgegeben. OPcheck befindet sich noch in der Testphase, welche von der gemeinnützigen T-Stiftung finanziert wird. Derzeit abgedeckte Gebiete sind die Chirurgie und die Senologie (Brust-Erkrankungen).

Über die T-Stiftung für Transparenz und Qualitätssicherung in der Medizin
Die in Zürich ansässige, steuerlich als gemeinnützig anerkannte T-Stiftung für Transparenz und Qualitätssicherung in der Medizin hat die Förderung der Transparenz und Qualitätssicherung und somit den Fortschritt in der Medizin zum Zweck. Sie überwacht die Vergabe des T-Zertifikates, mittels welchem Kliniken und Belegärzte die Erfassung und konsequente Umsetzung der medizinischen Behandlungs-Qualität sowie der Indikations-Qualität.ausweisen.